Treppenhäuser: Holz vor Beton

Bei grossen Holzbauprojekten betonieren Baumeister Treppenhäuser oft dann, wenn auf der Baustelle ausser dem Untergeschoss noch nicht viel sichtbar ist. Zimmerleute montieren daran die vorgefertigten Holzbauteile. 

Timbatec hat diese Reihenfolge umgedreht: Der Holzbau wird aufgerichtet, anschliessend wird der flüssige Beton eingefüllt – oder wir verzichten ganz auf Beton und planen die Treppenhäuser aus Holz. Die Umkehrung der Arbeitsschritte ist die logische Folge der heutigen Arbeitsweise, denn Holzbauer rechnen mit kleineren Toleranzen als Betonbauer. Die Holzelemente werden millimetergenau vorgefertigt. Diese Genauigkeit ist beim Betonieren auf der Baustelle nicht möglich. Darum planen wir das Betonieren des Liftschachtes als letzten Puzzlestein ein.

Treppenhauskern in Holzbauweise
Deckenanschluss Treppenhaus

2-D und 3-D-Darstellung des nachträglich betonierten Treppenhauskerns: Die Anzahl nötiger Verbindungsmittel und die Stärke der Betonwand kann dank diesem Verfahren reduziert werden. 

Weniger Stahl und Beton nötig

Die Vorteile der neuen Vorgehensweise liegen auf der Hand: Es braucht deutlich weniger Stahlprofile und Schrauben, die Verbindung vom Holzbau zum Betonkern ist einfacher und die Bauzeit kürzer. Der Auf- und Abbau des Gerüstes und der Schalung für den Betonkern entfällt und die Menge des eingesetzten Betons kann reduziert werden. Dies bei gleicher Leistung: Der nachträglich eingegossene Beton ist form- und kraftschlüssig mit dem Holzbau verbunden. Die Treppenhauskerne dienen der statischen Aussteifung der Gebäude und stellen die Fluchtwege im Brandfall sicher.

Treppenhäuser vorgängig aufgerichtet

Das effiziente und ressourcenschonende Verfahren mit den nachträglich betonierten Treppenhauskernen hat Timbatec 2019 für das Haus Krokodil in Winterthur, einem Holzgebäude mit 248 Wohnungen, entwickelt. Seither wird es bei einer Vielzahl von mehrgeschossigen Holzbauten angewendet.

Die 42 Millimeter dicken 3-Schichtplatten wurden für den Brandschutz auf der Rauminnenseite mit 3x15 Millimeter Gipsfaserplatten verkleidet. Auf der anderen Seite dient die Platte als verlorene Schalung für den Beton. Bis der Beton ausgehärtet ist, wird das Treppenhaus provisorisch verstärkt.

Treppenhäuser und Liftschächte aus Holz

Treppenhäuser und Liftschächte können nach heutigem Stand der Technik auch ohne Beton ausgeführt werden. Das gilt auch für Sicherheitstreppenhäuser beispielsweise in Spitälern oder bei Hochhäusern.

Gebäude ab einer Gesamthöhe über 30 Meter gelten in der Schweiz als Hochhäuser. Solche sind von Gesetzes wegen mit Sicherheitstreppenhäusern zu bauen. Das bedeutet: Alle vertikalen Fluchtwege müssen gegen das Eindringen von Rauch und Feuer besonders geschützt sein. Ist die Zufahrt für die Feuerwehr im Brandfall unmöglich, sind auch Gebäude unter 30 Meter Höhe mit einem Sicherheitstreppenhaus zu planen. Gleiches gilt für Spitäler.

Brandschutzvorschriften 2015

Die Brandschutzvorschriften 2015 sind ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des modernen Holzbaus. Seit Inkrafttreten der Brandschutzvorschriften 2015 dürfen Gebäude aller Nutzungskategorien in Holz gebaut werden. Auch Sicherheitstreppenhäuser in Gebäuden bis zur Hochhausgrenze dürfen seither aus Holz realisiert werden. Das sind bis zu 30 Meter hohe Gebäude und entspricht ca. 9-10 Geschossen. Gleiches gilt für Aufzugsschächte.

Mit den geltenden Schweizerischen Brandschutzvorschriften BSV 2015 der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF können Holzbauten in allen Gebäudekategorien und Nutzungen errichtet werden. Bei der Definition des Feuerwiderstandes wird eine Konstruktion mit brennbaren Anteilen den nicht brennbaren Bauteilen gleichgestellt. Link zur BSV 2015

Bis anhin wurden solche Treppenhäuser und die Fluchtwege jeweils in Beton gebaut. Dass Sicherheitstreppenhäuser heute in Holzbauweise möglich sind, beweist das Mehrfamilienhaus an der Albulastrasse in Zürich: Hier wurde das Treppenhaus mit Brettsperrholz konstruiert und mit 18 Millimeter dicken Gipsfaserplatten eingefasst - gekapselt, wie Fachleute es nennen.

Treppenhauskern aus Holz

Zwei Gehminuten vom Bahnhof Zürich Altstetten entfernt steht ein Mehrfamilienhaus mit über 30 Wohnungen auf sieben Geschossen. Da die knappen Platzverhältnisse eine Zufahrt für die Feuerwehr nicht überall zulassen, planten die Ingenieure von Timbatec ein Sicherheitstreppenhaus – aus Holz.

Bachelor-Thesis zu Liftschächten aus Holz

Die Holzwerkstoffherstellerin Olwo AG und die Aufzugsherstellerin Emch AG entwickelten in Zusammenarbeit einen Aufzugsschacht aus Brettschichtholz. Timbatec unterstützte die beiden Firmen in der Produktentwicklung. Dabei entstand unter anderem im Rahmen der Bachelor Thesis von Florian Fritschi ein Planungshandbuch mit einem Aufbau- und Detailkatalog.

Holzbauer haben damit die Möglichkeit, kurzfristig ein Aufzugsschachtmodul aus Brettsperrholz zu produzieren. Link zur Bachelor-Arbeit.

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln.

Notwendige Cookies werden immer geladen